Leserbrief an die Berliner Zeitung


Unter der Überschrift "Zerwürfnis aus Stein" veröffentlichte die Berliner Zeitung am 31.07.2009 einen Artikel über den 1. FC Magdeburg. Dieser Artikel war leider ziemlich miserabel. Wer ihn dennoch lesen möchte findet ihn noch online im Archiv der Berliner Zeitung. Wir nahmen dies zum Anlass für einen kleinen Leserbrief:

Groß war die Freude, als wir am 31. Juli 2009 die Berliner Zeitung aufschlugen und im Sportteil einen langen Artikel über "unseren" 1. FC Magdeburg erblickten. Schnell wich die Begeisterung jedoch dem Entsetzen über einen miserabel recherchierten und vor falschen Schlussfolgerungen strotzenden Beitrag des Autors Martin Henkel.

So ist beispielsweise die vom Verein angebotene Mitgliedschaft auf Lebenszeit keineswegs eine vom Autor konstatierte Verzweiflungstat, die erst seit einigen Tagen angeboten wird. Diese Aktion läuft schon mehr als 3 Jahre und sollte vielmehr als Angebot für die treuesten Fans angesehen werden. Denn wer hiervon Gebrauch macht, hat vielfach schon mehr als die von Herrn Henkel berechneten 15 Jahre als Clubfan hinter sich und wird unabhängig vom Tabellenstand und möglichen finanziellen Vorteilen auch weiterhin zu seinem Verein stehen. In den Zeiten von Fussball als Event und zunehmender Kommerzialisierung gibt es viel zu wenig solcher Aktionen.

Auch das "steingewordene Zerwürfnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit" in Form eines zweitligatauglichen Stadions mit 27000 Plätzen kann man so nicht stehen lassen. Der 1. FC Magdeburg ist Zuschauerkrösus aller Regionalligen in Deutschland und lässt selbst einige Zweit- und Drittligsten hinter sich. Vor kaum mehr als 10 Jahren kickte der Hauptstadtclub Hertha BSC vor armseliger Kulisse im riesigen Olympiastadion. Heute ist die Hertha wieder dort, wo sie dem eigenen Empfinden nach hingehört. Warum soll dieser Weg dem 1. FC Magdeburg versperrt werden? Warum darf man sich nicht für den Tag wappnen, wo der Anspruch Wirklichkeit wird? Sicher ist, dass das ein Stadion für 15000 Zuschauer, wie es vor dem Bau im Gespräch war, schon kaum der heutigen Wirklichkeit gerecht würde.

Die Zahl der Sponsoren als Indiz für Finanzierungsnöte herzunehmen, ist mehr als lächerlich. Was ist falsch daran, die Last auf viele Schultern zu verteilen? Soll man sich lieber abhängig machen von dubiosen Firmen (s. FC Union) oder gar die Seele des Vereins an österreichische Brausefabrikanten verkaufen (das wäre das Leipziger Modell)? Nein, danke. Dann leben wir doch lieber mit 140 kleinen Sponsoren, die zu dem Verein stehen, den sie unterstützen. Gesichtslose Spielzeuge von Investoren gibt es bereits genug.

Woher der Autor seine Hinweise auf eine aggressive rechte Ultra-Szene in Magdeburg nimmt, mag sein Geheimnis bleiben. Vielleicht hat er zu viele ähnlich schlecht recherchierte Artikel von Kollegen gelesen, die ihre Informationen ebenfalls undifferenziert irgendwo abschreiben, ohne sich selbst mit den Themen Fussball und Fanszenen befasst zu haben. Die Stereotypen von ostdeutschen Fussballfans als solche können ja so falsch nicht sein. Es ist erschreckend, welches Bild in den Medien gezeichnet wird von Vereinen, wo Tradition und Treue zum Club dem Fan mehr bedeuten als die aktuelle Liga.

Nebenbei: Der 1. FC Magdeburg mag nicht ganz oben stehen. In der Oberliga spielt er jedoch schon seit Jahren nicht mehr. Diese Kleinigkeit fällt dann neben all den anderen mehr oder weniger groben Schnitzern auch nicht mehr ins Gewicht.

Der Berliner Fanclub "Spreefeuer" des 1.FC Magdeburg


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